G8 oder G9? Eine Stellungnahme der Landtagsfraktion

Veröffentlicht am 30.06.2014 in Bildung
WGG abrisswürdig?
Die Fassade ist zweitrangig, was im Gymnasium passiert, ist entscheident.

Vorwärts zu einem modernen G9!
Wie geht es weiter an Bayerns Gymnasien?
Die drängendsten Fragen – unsere Antworten!
1. Welche Grundhaltung hatte die BayernSPD bei der Einführung des achtjährigen
Gymnasiums und wie hat sich diese verändert?
2. Was spricht gegen das G8?
3. Wie kam es zur Positionierung „Gymnasium der zwei Geschwindigkeiten“ im
Landtagswahlkampf 2014 der BayernSPD?
4. Warum wurde diese Positionierung der BayernSPD jetzt weiter entwickelt?
5. Soll das alte G9 wieder kommen?
6. Was spricht für eine neunjährige Variante?
7. Warum unterstützt eigentlich die BayernSPD das Volksbegehren der Freien Wähler
nicht?
8. Wie geht es weiter?

 

1. Welche Grundhaltung hatte die BayernSPD bei der Einführung des achtjährigen
Gymnasiums und wie hat sich diese verändert?
Die SPD in Bayern bewertete die Einführung des G8 von Beginn an kritisch, denn der
damalige Ministerpräsident Stoiber und seine Kultusministerin Hohlmeier hatten mit der
Einführung des G8 das Wahlversprechen aus dem Landtagswahlkampf 2014 gebrochen.
Entgegen ihrer Zusage, das Gymnasium nicht zu verändern, wurde direkt nach der Wahl
völlig überstürzt und konzeptionslos das Gymnasium auf acht Jahre verkürzt.
Die anhaltende Kritik am G8 auch nach zehn Jahren und nach dem Durchlauf von
mehreren Abiturjahrgängen rückt die Frage nach einer längeren Gymnasialzeit wieder ins
Zentrum der bayerischen Bildungsdebatte.
Die BayernSPD folgte ihrer Grundüberzeugung, dass kein Kind verloren gehen darf und
stellte mit ihrem Spitzenkandidaten Christian Ude im Jahr 2014 die Wahlmöglichkeit für
Eltern und SchülerInnen zwischen einem G9 im gebundenen Ganztag und einem
entschleunigten, neu aufgestellten G8 in den Mittelpunkt ihres Landtagswahlkampfes.
2. Was spricht gegen das G8?
- Die Verdichtung des schulischen Lernens geht einher mit einer Qualitätsminderung.
Zwei Beispiele: Quantenmechanik kann man mit Sechstklässlern behandeln, aber es
kommt nicht dasselbe Verständnis dabei heraus wie mit 10-jährigen SchülerInnen.
Goethes „Faust“ macht erst mit jungen Erwachsenen Sinn. Oft werden etwa statt
kompletter Bücher nur noch Teil-Lektüren gelesen.
- Die Verkürzung bringt eine Reduzierung auf reine Wissensvermittlung mit sich.
- Es kommt zu Überbelastungen: In der Mittelstufe haben die SchülerInnen viel zu viel
verschiedene Fächer. Das bedeutet an vielen Tagen bis zu neun Unterrichtsstunden
mit verschiedenen Fächern – Vertiefung bleibt auf der Strecke.
- Der Leistungsdruck steigt: Es werden große Unterschiede bei den Leistungen der
SchülerInnen festgestellt.
- Ausgerechnet in der Pubertätsphase (Mittelstufe) haben die SchülerInnen die höchste
Stundenbelastung. Oft sind dadurch vor allem „die Jungs“ von schlechteren
schulischen Leistungen betroffen.
- Im ersten G8-Jahrgang 2011 fielen doppelt so viele Abiturienten durch wie noch im G9.
Im zweiten Abiturjahrgang 2012 lag die Quote immer noch bei 3,7 Prozent.
- Fehlende Freizeit führt zu weniger Engagement in außerschulischen Bereichen.
- Die Verkürzung der gymnasialen Schulzeit gefährdet die Studierfähigkeit, da
selbstständiges Lernen kaum möglich ist.
- Auffällig mehr Kinder werden krank durch schulischen Stress.
3. Wie kam es zur Positionierung „Gymnasium der zwei Geschwindigkeiten“ im
Landtagswahlkampf 2014 der BayernSPD?
Es war ab dem Jahr 2011 klar, dass das achtjährige Gymnasium nicht zur Ruhe kommt. Das
Kernproblem des G8 ist die zeitliche Belastung der SchülerInnen (vgl. Frage ). Der Grund
dafür liegt einerseits in der Vorgabe der Kultusministerkonferenz (KMK), nach der alle
SchülerInnen vom Eintritt ins Gymnasium bis zum Abitur insgesamt mindestens 265
Wochenstunden Pflichtunterricht haben müssen. Umgerechnet auf die Zahl der
Wochenstunden bedeutet das gerade in der Mittelstufe bis zu 36 Stunden pro Woche und
damit oft drei Nachmittage Unterricht. Andererseits konnte oder wollte das CSUgeführten
Kultusministerium den Lehrplan nicht wirklich überarbeiten und auf das
Wesentliche beschränken und pädagogische Konzepte (Doppelstundenprinzip, weniger
Fächer, mehr selbstgesteuertes Lernen etc.) erarbeiten. Ähnlich wie im SPD-geführten
Rheinland-Pfalz sollte deshalb nach Ansicht der BayernSPD die verkürzte Version (G8)
ausschließlich in pädagogisch gut konzipierten Ganztagsschulen angeboten werden. Im
anderen Fall gibt es eine neunjährige Version mit deutlich reduzierter Wochenstundenzahl
bis einschließlich Ende der Mittelstufe (10. Klasse). Hauptunterscheidungsmerkmal
wäre bei einem Konzept des Gymnasiums der zwei Geschwindigkeiten, dass in der G8-
Form die Oberstufe nach der 10. Klasse zwei Jahre, in der G9-Version wie früher wieder
drei Jahre dauern sollte. Eltern und SchülerInnen hätten demnach ein klares Wahlrecht
gehabt, wenn die Staatsregierung nach der Landtagswahl 2014 von der SPD geführt
worden wäre.
4. Warum wurde diese Positionierung der BayernSPD jetzt weiter entwickelt?
Leider war das Ergebnis der letzten Landtagswahl nicht so, dass die SPD in Bayern in
Regierungsverantwortung kam und ihr Konzept hätte umsetzen können. Trotz Wahlsieg
der G8-Verfechter (CSU) beruhigte sich die Lage an den Gymnasien in den folgenden
Monaten nicht. Vielmehr vermeiden zunehmend Eltern das G8, obwohl ihre Kinder eine
Eignung für das Gymnasium haben. Immer mehr Umfragen (z.B. die 2. Jako-O-Studie im
Januar 2012) machten deutlich, dass die übergroße Zahl der Eltern (84 % in Bayern) und
auch LehrerInnen, neuerdings auch der SchülerInnen zur neunjährigen Variante
zurückkehren wollen, weil sie eine grundlegende Änderung der G8-Struktur nicht mehr
für möglich halten. Selbst der Bayerische Philologenverband, der BLLV,
LehrerInnenpersonalräte, SchülerInnenvertretungen und auch Elternvertreter fordern ein
klares Zurück zur neunjährigen Variante, nicht aber zum alten G9.
Die SPD-Landtagsfraktion führte nach der Wahl im Herbst 2013 verschiedene
Fachgespräche mit den VertreterInnen der Schulfamilie, in denen klar wurde, dass das
Wahlrecht nicht als eine realistische Option gesehen wird, zumal es in Bayern fast keine
gebundenen Ganztagsangebote in Gymnasien gibt. Der Tenor aller Beteiligten war ganz
klar: Die Regelform am Gymnasium soll G9 lauten, die Verkürzung auf 8 Jahre soll die
Ausnahme sein.
Der Landesvorstand der BayernSPD hat sich in seiner Sitzung im Mai für ein klares
„Vorwärts zu einem neuen G9!“ ausgesprochen – moderne Pädagogik mit individueller
Förderung, denn kein Kind soll verloren gehen.
5. Soll das alte G9 wieder kommen?
Nein, das strebt die BayernSPD nicht an. Der Beschluss der bayerischen SPD lautet:
„Vorwärts zu einem modernen G9!“. Und damit ist gemeint, dass gesetzlich die
Regelschulzeit am Gymnasium auf neun Jahre festgelegt wird und schnellere Wege zum
Abitur die Ausnahme sind. Vorstellbar wäre hier eine flexible Oberstufe von zwei oder drei
Jahren (vgl. Frage 3) oder auch begleitetes Überspringen, wie es der Bayerische
Philologenverband vorschlägt. In jedem Fall soll ein ergebnisoffener Prozess
herausarbeiten, welche Grundpfeiler ein modernes, zukunftsweisendes Gymnasium
haben soll.
6. Was spricht für eine neunjährige Variante?
‐ Mehr Lernzeit für die SchülerInnen
‐ Mehr Zeit für Kernfächer
‐ Mehr Zeit für individuelle Förderung
‐ Mehr Entwicklungszeit für die Persönlichkeit
‐ Mehr Zeit für außerschulische Aktivitäten und Freizeit
‐ Entlastung des Schulalltags
‐ Umfassendere Allgemeinbildung
‐ Bessere Vorbereitung aufs Studium
‐ Erfolgreicher zum Abitur
‐ Bessere Vorbereitung auf die Nach-schulische Zeit
‐ Weniger Nachhilfe
7. Warum unterstützt die BayernSPD das Volksbegehren der Freien Wähler nicht?
Die Freien Wähler (FW) hatten, anders als die BayernSPD, Veränderungen im Gymnasium
nicht über die politische Wahlentscheidung, sondern durch das Einleiten eines
Volksbegehrens im Frühjahr 2013 erwirken wollen. Das war und ist eine alleinige
Entscheidung der Freien Wähler. Auch unterschied sich das Konzept zum Wahlrecht an
Gymnasien der FW und das der SPD zu diesem Zeitpunkt (Gymnasium der zwei
Geschwindigkeiten) sehr stark (s. Frage 3).
Nach dem Willen der FW entscheidet das jeweilige Schulforum, d. h die Schule selbst über
die Dauer der gymnasialen Schulzeit. Beide Varianten – also G8 oder G9 – sind folglich als
grundlegende Struktur an einer Schule möglich, unabhängig vom Ganztag oder einer
inhaltlichen Veränderung. Das hält die BayernSPD nicht für sinnvoll. In der Umsetzung
erwarten alle Schulexperten große Schwierigkeiten. Insbesondere im ländlichen Raum
können kleinere Gymnasien diese Form des Wahlrechts nicht bieten. Damit wäre einem
Teil der Bevölkerung in Bayern eine Wahl zwischen G8 und G9 verwehrt.
Die BayernSPD tritt für ein modernes neunjähriges Gymnasium ein. Wir wollen eine
Weiterentwicklung des Gymnasiums mit mehr qualitativer Bildungszeit – das sieht auch
der aktuelle Gesetzentwurf der SPD im Bayerischen Landtag vor. Eine Unterstützung des
Volksbegehrens ist ausgeschlossen, weil die SPD gesetzlich wieder 9 Jahre als
Regelschulzeit festlegen will. Dies sehen auch der Bayerische Philologenverband und die
LandesschülerInnenvertretung wie wir – sie haben sich ebenso zu einem G9 in Bayern
bekannt.
8. Wie geht es weiter?
Folgerichtig wird zunächst im Bayerischen Landtag auf der politischen Ebene zu
entscheiden sein, welche zeitliche Grundstruktur das bayerische Gymnasium haben soll:
Acht oder neun Jahre. Deshalb hat die SPD-Landtagsfraktion einen diesbezüglichen
Gesetzentwurf Ende Juni 2014 eingebracht.
Das Problem ist aber erst dann gelöst, wenn es eine gemeinsame Lösung für die
Gestaltung des Gymnasiums gibt. Die BayernSPD schlägt deshalb vor, über die inhaltliche
Ausgestaltung des neuen G9 unter Einbeziehung der Schulfamilie, der betroffenen
Verbände und aller Fraktionen im Landtag zu verhandeln. Nur so kehrt wieder Ruhe ins Gymnasium ein.

 

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