Amerika hat gewählt

Veröffentlicht am 09.11.2016 in Europa & Außen

Donald Trump hat es geschafft, nicht die auch und gerade in Deutschland mit riesengroßer Mehrheit favorisierte Hillary Clinton. Ein Kommentar von NN-Chefredakteur Alexander Jungkunz.

Unfassbar. Diese Amerikaner. Das gibt es doch nicht: So ähnlich werden heute viele denken, wenn sie hören und lesen, dass das Unvorstellbare eben doch vorstellbar geworden ist. 

 

Ja, vieles, sehr vieles an diesem Erfolg ist schwer fassbar. Aber: Es ist eben ein Erfolg, ein Sieg, und zwar entgegen allen Prognosen (die wieder einmal ziemlich heftig versagt haben). Alle, die nun enttäuscht sind, schockiert, verzweifelt, die Angst haben vor dem Kurs, den ein bisher unberechenbarer, rücksichtsloser, egomanischer Kandidat als Präsident des immer noch mächtigsten Staates der Welt einschlagen wird – sie alle sollten allerdings vor allem eines: Demokraten bleiben, wenn sie es denn überzeugten Herzens sind.

Und in Demokratien regieren nun mal diejenigen, die mehr Stimmen bekommen als ihre Gegner. Trump hat daher einen lupenrein demokratischen Sieg eingefahren. Und Demokraten sollten sich hüten, die von ihm massiv geschürten Zweifel am demokratischen System zu verstärken, indem sie nun das Wahlergebnis in Frage stellen. Nein, die USA, die Welt, wir müssen leben mit einem Präsidenten Trump.

Und wir müssen uns Fragen stellen, jede Menge Fragen. Erneut hat sich, nach dem Brexit, gezeigt: Wut, Unmut, Unzufriedenheit lassen sich offenbar viel leichter mobilisieren als die relative Zufriedenheit einer oft schweigenden Mehrheit mit den Zuständen, wie sie sind. Was bedeutet das für die anstehenden Wahlen in Frankreich, in Europa? Auch dort profitieren Parteien wie Le Pens Front National oder die AfD von der wachsenden Unzufriedenheit vieler.
Der Niedergang der Weimarer Republik wurde rückblickend oft mit dem Satz erklärt, diesem freiheitlichen Rechtsstaat habe es an entschiedenen Verteidigern gefehlt: eine Demokratie ohne Demokraten. Haben wir es momentan mit einem ähnlichen Phänomen zu tun? Kämpfen die Freunde der Freiheit, der offenen, liberalen Demokratie zu wenig, kämpfen sie überhaupt für ihre Überzeugungen, für Errungenschaften, die ja nicht vom Himmel gefallen sind, sondern errungen worden sind und keine Ewigkeitsgarantie besitzen?

Trumps Erfolg ist ohne Zweifel auch ein Erfolg der neuen, angeblich sozialen Medien. Der Republikaner twitterte seine Hassbotschaften auch nachts um drei um die Welt. Sein fahrlässiger Umgang mit Wahrheit, sein oft ganz bewusstes Lügen – es störte seine Anhänger in keinster Weise, weil sie auf den einschlägigen Internetseiten eben sein Weltbild wiedergespiegelt finden, das sehr einfache Antworten auf sehr komplexe Fragen gibt. Immer mehr Menschen, das zeigt sich sehr klar, sind mit Fakten, Argumenten, Zahlen, sind mit dem Kopf schwer zu erreichen – sehr wohl aber über Emotionen, über ihr Bauchgefühl.
 
Wie gespalten sind die USA? Ganz massiv, tiefer als gedacht. Auch da stellen sich Fragen – und zwar vor allem an das Lager, das nun verloren hat: Wenn die Kluft zwischen arm und reich derart massiv steigt wie in den USA (und auch in Deutschland) – muss man sich dann über Abstiegsängste und Sorgen einer wachsenden Minderheit wirklich wundern? Diese Ängste sind nicht immer real, sie werden bewusst geschürt von Männern wie Trump, aber sie haben begründbare Ursachen – die Abkehr vieler Staaten von einer wirklich sozialen Marktwirtschaft vor allem.

Und noch eine Frage müssen wir alle uns stellen, die wir einen Sieg Trumps für unvorstellbar gehalten haben: Liegt der Siegeszug solcher Laut-Töner nicht auch an der Art und Weise, wie weite Teile der etablierten Parteien, auch der Medien mit ihnen umgehen? Diese Art ist eben nicht nur kritisch, analysierend.
 
Sie ist sehr oft auch arrogant, abgehoben, elitär: Wir sind erschüttert über die Tonart, wir rümpfen die Nase über die Anhänger solcher "Trumpel", wie manche Franken gern witzeln. Es ist ein Blick von oben herab, der die so Beobachteten, oft Abgestempelten verletzt, und es ist wohl nicht zuletzt auch diese Hochnäsigkeit, die viele empört und ins Lager der Wut-Entfacher wechseln lässt.
 
Hüten wir uns vor solcher Arroganz, analysieren wir die Motive der Wähler, beobachten wir genau und vorerst gelassen, was Trump tut. Alles andere wäre undemokratisch.

 

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